Faire Förderung und Beurteilung in der Schule – der SCALA-Ansatz

Kinder mit Migrationshintergrund sind im Schweizer Bildungssystem benachteiligt. Lehrpersonen trauen diesen Kindern unabsichtlich weniger gute Leistungen zu. Die SCALA-Forschung zeigt, dass unfaire Überzeugungen von Lehrpersonen durch Sensibilisierung verändert werden können. Die SCALA-Weiterbildung wird an zahlreichen Schweizer Schulen durchgeführt.

Der Bildungsbericht Schweiz belegt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund im Schweizer Bildungssystem benachteiligt sind. Gemäss PISA-Ergebnissen ist diese Problematik in der Schweiz im internationalen Vergleich ausgeprägt. Die Gründe dafür liegen in der Struktur des Bildungssystems (z.B. Selektionsverfahren vor Schulübergängen, Organisation der Sekundarstufe I), in der hohen Bedeutung der familiären Förderung für den Schulerfolg der Kinder, aber auch in den Überzeugungen von Lehrpersonen. Frühere Studien zeigen, dass Erfolgsattributionen und Leistungserwartungen von Lehrpersonen die Motivation und die Leistungen von Schüler/innen beeinflussen (sog. selbsterfüllende Prophezeiung). Diese beeinflussen die Rückmeldungen an die Schüler/innen, die Leistungsbeurteilung, aber auch schulische Selektionsentscheidungen in die Sekundarstufe I und II. Allerdings sind diese Leistungserwartungen und Erfolgsattributionen je nach Herkunftsmerkmalen der Kinder verzerrt. Bei gleichen Leistungen richten Lehrpersonen höhere Leistungserwartungen an einheimische Kinder in Deutsch und Mathematik als an Kinder mit Migrationshintergrund. Dieser Effekt wird regelmässig auch nach Kontrolle des sozioökonomischen Status der Herkunftsfamilie gefunden. Ungünstige Erwartungen und Erfolgsattributionen von Lehrpersonen tragen daher zu sozialer Ungleichheit in der Schweiz bei. Die SCALA-Forschung, finanziert von der Stiftung Mercator Schweiz, dem Staatssekretariat für Migration und den Kantonen Zürich und Aargau zeigte, dass es möglich ist, verzerrte Leistungserwartungen von Lehrpersonen zu korrigieren. Durch Information und Sensibilisierung ist es möglich, soziale Stereotype abzubauen und adäquate Bilder über die Schüler/innen aufzubauen. In Folge wurde ein Angebot für eine förderliche und gerechte Beurteilung in der Schule entwickelt, das an die spezifischen Bedürfnisse der Schule angepasst wird (Neuenschwander, Mayland & Niederbacher, 2018; Neuenschwander & Niederbacher, 2019). Schulen können das SCALA-Angebot beim Zentrum Lernen und Sozialisation der PH FHNW buchen (www.fhnw.ch/ph/scala-weiterbildung). Die Weiterbildung unterstützt Lehrpersonen bei der kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung mit sozialen Stereotypen und eigenen Erwartungen und Attributionen gegenüber den Schülerinnen und Schülern. Der SCALA-Ansatz liefert überdies viele praktische Ideen zu formativer Beurteilung, zu Rückmeldungen an Kinder und Förderung in sozial und kulturell heterogenen Schulklassen. Das Angebot wird abgestimmt auf den Lehrplan 21 für alle drei Zyklen (Kindergarten/Unterstufe, Mittelstufe, Sekundarstufe I) angeboten. Weitere Informationen bei: Prof. Dr. Markus Neuenschwander (markus.neuenschwander@fhnw.ch) Literatur Neuenschwander, M. P., & Niederbacher, E. (2019). Förderliche und gerechte Beurteilung – der SCALA-Ansatz. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 25(7-8), 50-55. Neuenschwander, M. P., Mayland, C., & Niederbacher, E. (2018). Wie faire Beurteilung möglich ist. Bildung Schweiz, 163(12), 34-35.

http://www.fhnw.ch/ph/scala-weiterbildung