Asylsuchende Menschen mit Traumatisierung: Früherkennung und Unterstützungsangebote

An der Fachtagung «Asylsuchende Menschen mit Traumatisierung: Früherkennung und Unterstützungsangebote» vom 11. Dezember 2019 in Bern nahmen über 180 Fachpersonen aus den Bereichen Asyl, Integration, Psychiatrie & Psychotherapie, Sozialarbeit und involvierte Stellen des Bundes und der Kantone teil.

Gemäss Studien leiden 40 – 50% aller geflüchteten Menschen unter Traumafolgeerkrankungen. Eine frühe Erkennung ist wichtig, doch die Praxis zeigt, dass solche Traumatisierungen oft erst nach Jahren identifiziert werden. Zu diesem Zeitpunkt sind Behandlungsfortschritte oft nur noch mit grossem Aufwand und hohen Kosten möglich. Eine Erkennung von Traumafolgeerkrankungen früh nach der Einreise geflüchteter Menschen in die Schweiz ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Gesellschaft bedeutsam. Einerseits, um zu gewährleisten, dass mögliche Traumatisierungen in den Asylentscheiden – wo relevant – berücksichtigt werden können. Anderseits auch, um Betroffene möglichst früh in entsprechende Unterstützungsangebote zu verweisen und damit Chronifizierung und hohe gesellschaftliche Folgekosten zu vermeiden. Mit den folgenden acht Massnahmen kann die Früherkennung und Versorgung verbessert werden. (1) Einführung von geeigneten Mechanismen zur Früherkennung von Traumafolgeerkrankungen in den Unterbringungsstrukturen (2) klare Weiterverweisungsabläufe, wenn bei geflüchteten Menschen Traumatisierung erkannt wurde (3) Sensibilisierung des Personals in den Unterbringungsstrukturen und im Asylbereich zum Thema Trauma (4) Psychoedukation für Asylsuchende in den Unterbringungsstrukturen (5) Einbezug des Themas Trauma bei der Umsetzung der Integrationsagenda Schweiz (6) Ausbau spezialisierter Therapieangebote für traumatisierte Geflüchtete (7) Ausbau niederschwelliger psychosozialer Angebote (8) Interkulturelle Dolmetschende finanzieren Weiterführende Informationen